Einer hustet, der andere hat Halsschmerzen, dem Dritten tun die Ohren weh. Gerade im Winter sind viele krank. Manchmal verschreibt der Arzt dann das Medikament Antibiotikum. Doch das hilft nicht gegen alle Krankheiten – es kann sogar Probleme verursachen. Wir haben mit dem Kinderarzt Hermann Josef Kahl über die besondere Medizin gesprochen.
Was sind Bakterien?
Du hast bestimmt schon einmal von Bakterien gehört. Das sind winzig kleine Lebewesen – die oft sehr nützlich für uns Menschen sind. Im Darm leben zum Beispiel Bakterien, die bei der Verdauung helfen. Es gibt aber auch Bakterien, die nicht gut für uns sind. Sie können Krankheiten verursachen. Zum Beispiel Scharlach.
„Gegen Krankheiten, die von Bakterien ausgelöst werden, hilft ein Antibiotikum“, sagt Kahl. Das Medikament sorgt dafür, dass die Bakterien sich nicht mehr vermehren können und sogar sterben. Aber nicht alle Krankheiten werden von Bakterien ausgelöst – oft sind auch Viren schuld. Auch die sind winzig klein. Sie können sich in die Zellen unseres Körpers einschleichen und veranlassen sie dazu, weitere Viren zu produzieren. Typische Virus-Erkrankungen sind zum Beispiel Erkältung oder Masern. Gegen sie hilft kein Antibiotikum. Nur unser Immunsystem, also die Körperpolizei, kann die Viren bekämpfen.
Was ist der Erreger?
Aber wie erkennt man, ob eine Krankheit durch ein Bakterium oder ein Virus ausgelöst wird? Das ist oft nicht leicht, erzählt Hermann Josef Kahl. „Bei einer Mandelentzündung kann man zum Beispiel einen Abstrich im Hals machen, bei einer Blasenentzündung untersucht man den Urin unter dem Mikroskop“, sagt er. Und manchmal wartet man einfach ab. Denn meistens haben Viren die Mandelentzündung ausgelöst. Dann sorgen die Körperpolizei, Ruhe, Schlaf oder Tee dafür, dass es einem nach einer Weile besser geht. Nur, wenn es dem Patienten nach Tagen nicht besser geht, bekommt er Antibiotika, um ihn zu heilen. „Ich bin aber sehr vorsichtig damit“, sagt Kahl.
Gibt es Nebenwirkungen?
Es ist nämlich überhaupt nicht gut, ein Antibiotikum zu nehmen, wenn man es eigentlich nicht braucht. „Wie jedes andere Medikament auch, kann ein Antibiotikum Nebenwirkungen auslösen – man kann Durchfall oder Hautausschlag bekommen“, sagt Kahl. Zudem greift das Antibiotikum auch die guten Bakterien in deinem Körper an – das Medikament kann nicht unterscheiden, welche Bakterien gut und welche schlecht für dich sind.
Wie wurden Antibiotika entdeckt?
Dass es Antibiotika gibt, ist Zufall. Der Arzt Alexander Fleming forschte an Bakterien. Er hatte vor den Sommerferien 1928 eine Bakterienkultur angelegt und vergessen. Bei so einer Kultur werden Bakterien gezüchtet, um mit ihnen zu forschen. Als Fleming nach dem Urlaub in sein Labor kam, hatte sich ein Schimmelpilz über der Kultur ausgebreitet. Fleming stellte fest, dass die Bakterien sich unter dem Schimmelpilz nicht weiter vermehrt hatten. Der Pilz hielt die Bakterien in Schach!
Fleming forschte weiter und konnte aus dem Pilz schließlich die Medizin Penicillin machen. Penicillin ist ein Antibiotikum. Dass bestimmte Schimmelpilze bei gewissen Krankheiten helfen können, wussten die Menschen aber wohl schon früher. Der deutsche Arzt Paul Ehrlich, hatte auch schon vorher in dieser Richtung geforscht. Flemings zufällige Entdeckung machte die Medizin aber erst richtig bekannt.
Was sind Resistenzen?
Es gibt noch einen weiteren Grund, warum es nicht gut ist, zu häufig grundlos ein Antibiotikum zu nehmen: „Die Bakterien sind nicht dumm“, sagt Hermann Josef Kahl. „Im Laufe der Jahre haben sich Gruppen von Bakterien so verändert, dass das Antibiotikum ihnen nichts mehr anhaben konnte. Die Bakterien konnten dann im Körper wieder so schalten, wie sie wollten.“ Man spricht dann davon, dass diese Bakterien resistent, also widerstandsfähig, geworden sind.
Es gibt aber nicht nur ein Antibiotikum – im Laufe der Jahre haben Wissenschaftler immer neue Antibiotika entwickelt. Doch das Ganze ist ein Teufelskreis: Die Forscher entdecken ein neues Antibiotikum, die Bakterien passen sich an, die Forscher entdecken ein neues Antibiotikum, die Bakterien passen sich an. „Wir Ärzte fürchten, dass die Wissenschaftler vielleicht irgendwann kein neues Antibiotikum mehr finden können“, sagt Kahl. „Deswegen muss man vorsichtig mit Antibiotikum umgehen.“ Denn je mehr von einem Antibiotikum in der Welt ist, desto schneller passen die Bakterien sich an.
Von Angela Sommersberg
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