In der „Meerschweinchenhilfe“ in Porz werden die Tiere aufgepäppelt und vermittelt
Als Renée Schüller und ihre kleine Tochter Mina die Garage betreten, geht das Konzert los: Plötzlich quietscht, quiekt und pfeift es aus allen Ecken. Und zwar ganz schön laut! Kein Wunder – schließlich betteln hier gerade etwa 30 Meerschweinchen um Futter. Denn sie wissen: Renée und Mina haben bestimmt etwas Leckeres für sie mitgebracht. Tatsächlich gibt es heute Möhren, Gurken, Paprika, Stangensellerie und Tomaten. Die Meerschweinchen laufen aufgeregt in ihren Gehegen herum, manche klettern auf ihr Häuschen und schnuppern gespannt. Geduldig verteilt Renée das Essen, Tochter Mina stibitzt sich ein Stück Paprika. Warum 30 Meerschweinchen bei der kleinen Familie in Köln-Porz leben, fragst du dich? Sie werden hier bei der „Meerschweinchenhilfe“ aufgepäppelt und dann weitervermittelt. Wie genau das funktioniert, hat Duda sich genauer angeschaut.
Was ist die Meerschweinchenhilfe?
Schon als Renée selbst noch ein Kind war, entdeckte sie ihre Liebe für die Tiere. Mit ungefähr fünf Jahren bekam sie ihr erstes Meerschweinchen Tweety. Auch als Jugendliche hatte sie noch Meerschweinchen. „Irgendwann kam ich auf die Idee, Meerschweinchen zu züchten“, erzählt sie. „Doch dann haben mich immer mehr Leute gebeten, ihre Tiere aufzunehmen und da dachte ich: Es gibt schon so viele Meerschweinchen – da muss ich nicht noch mehr in die Welt setzen.“ Also beschloss sie, sich den Tieren zu widmen, die niemand mehr haben wollte, und gründete im Jahr 2005 die Meerschweinchenhilfe. Heute haben in der großen, umgebauten Garage bis zu 50 Tiere Platz. Renée kümmert sich um sie, geht mit ihnen zum Tierarzt, gibt ihnen Medizin, schneidet ihre Krallen und päppelt sie mit spezieller Nahrung auf, wenn sie schwach sind. Geht es den kleinen Nagetieren wieder gut, sucht sie ein neues, schönes Zuhause für sie. Seit gut zehn Jahren unterstützen auch andere Meerschweinchen-Freunde Renées Arbeit: Heute gibt es 22 Pflegestellen rund um Köln herum, zum Beispiel in Hürth, Leverkusen, Siegburg, Bonn und Wuppertal. Sie alle nehmen Meerschweinchen in Pflege und vermitteln sie an liebevolle Familien weiter.
Wer gibt seine Meerschweinchen ab?
„Tatsächlich kommen die meisten Tiere aus Familien, wo sie als letztes Meerschweinchen übrig geblieben sind“, sagt Renée. Es ist dann besser, die Tiere in gute Hände abzugeben, als sie alleine zu halten, denn Meerschweinchen sind Rudeltiere. Sie sollten mindestens zu zweit zusammenleben. „Je größer die Gruppe aber ist, desto schöner für die Tiere“, sagt Renée. Manche Menschen hätten auch einfach keine Zeit oder kein Interesse mehr an den Tieren und würden sie deswegen weggeben. Und dann gibt es noch die sogenannten Notfälle: Manche Leute wollen Meerschweinchen züchten, sind dabei aber nicht vorsichtig genug und haben plötzlich hundert Tiere zu Hause. Tierschützer wie die Meerschweinchenhilfe nehmen die Nager dann auf. Renée erklärt: „Die Weibchen können ungefähr alle zweieinhalb Monate Babys bekommen – im Schnitt drei Jungtiere. Da werden aus einem Pärchen schnell mal hundert Meerschweinchen.“ Deswegen lässt die Meerschweinchenhilfe bei allen männlichen Tieren eine kleine Operation machen, damit sie keinen Nachwuchs mehr zeugen können. Danach kann ein Paar aus Männchen und Weibchen zusammen in eine neue Familie vermittelt werden.
Was brauchen Meerschweinchen?
„Kinder und Eltern, die gerne ein Meerschweinchen hätten, sollten wissen, dass das keine Kuscheltiere sind. Sie sitzen nicht gerne auf dem Schoß und lassen sich streicheln“, sagt Renée. Dafür kann man die Tiere aber super beobachten. So ist eines der Tiere zum Beispiel immer der Boss und darf zuerst ans Futter. Oft kann man auch sehen, wie das Männchen brummelnd hinter dem Weibchen herschlendert und es umgarnen will. Manche Tiere sind auch ganz schön sportlich und stellen sich auf die Hinterbeine oder klettern aufs Häuschen. Um sich wohlzufühlen, brauchen Meerschweinchen ein geräumiges Gehege – das sollte für zwei Tiere mindestens einen Quadratmeter groß sein. Und es muss natürlich regelmäßig (ungefähr einmal pro Woche) ausgemistet werden. Im Gehege sollte es viele Häuschen, Röhren oder Unterschlupfe geben. Denn: Meerschweinchen lieben es, sich zu verstecken. Was außerdem immer da sein muss: ausreichend Heu! Das fressen die Tiere ständig, denn ihr Magen-Darm-Trakt braucht das. Außerdem hilft das Heu dabei, die Zähne der kleinen Nagetiere kurz zu halten – denn die wachsen ähnlich wie unsere Fingernägel immer weiter. „Und manchmal fressen Meerschweinchen das Heu auch nur aus Langeweile“, erzählt Renée und lacht.
Der Gnadenhof
Manche Meerschweinchen, die in einer Pflegestelle abgegeben werden, dürfen auch für immer bleiben. Das sind Tiere, die sehr alt oder krank sind. Sie leben dann bei Renée im sogenannten Gnadenhof: Das ist ein riesiges, mit Rindenmulch ausgelegtes Gehege auf dem Boden der ausgebauten Garage. Hier können sie ihr restliches Leben genießen. Wer möchte, kann für diese sogenannten Gnadenhof-Tiere eine Patenschaft übernehmen. Denn klar – die Versorgung von kranken Tieren, die Tierarzt-Besuche und die Medizin können ganz schön teuer werden.
Von Angela Sommersberg
The post Neues Zuhause gesucht appeared first on Duda.news.