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Wie funktioniert Vererbung?

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Auf der Geburtstagsfeier deiner Großmutter begegnest du einer entfernten Tante. Sie schaut dich an und behauptet: „Die Augen hast du vom Papa.“ Oder:  „Du und dein Bruder, ihr seht euch ja gar nicht ähnlich.“ Das kann nerven. Trotzdem ist es interessant.

Denn wie kommt es, dass wir Familienmitgliedern ähnlicher sehen als Freunden? Und wer bestimmt über unser Aussehen und unsere Eigenschaften? Das beantwortet uns Raoul Heller zum Tag der Familie, der am Wochenende stattfindet. Raoul Heller ist Experte für Vererbungslehre und arbeitet an der Uniklinik Köln.

Bauplan für den Körper

Im menschlichen Körper gibt es ungefähr 20.000 Erbinformationen. Sie heißen Gene und bestimmen darüber, wie groß oder wie intelligent wir sind und  wie die Organe in unserem Inneren arbeiten. Alle Gene zusammen nennt man Erbgut. Du kannst sie dir wie einen Bauplan für den Körper vorstellen. In jeder Zelle findest du alle Gene. Es werden aber nur die angeknipst, die du an dieser Stelle im Körper brauchst. In einer Zelle im Auge sind also nur die aktiv, die für das Auge verantwortlich sind.

Von jedem Elternteil

Jetzt wird es noch komplizierter: Du hast die 20.000 Gene in fast jeder Zelle zweimal. Über die Eizelle von deiner Mutter hast du einen Satz von 20.000 bekommen, über die Spermazelle von deinem Vater den zweiten. Deine Mutter wiederum hat jeweils von deiner Oma und deinem Opa einen ganzen Bauplan erhalten. „Welche der beiden von jedem Gen vorhandenen Kopien weitergegeben werden, ist  zufällig“, sagt Raoul Heller.

Stell dir vor, deine Mutter ist sehr klein, dein Vater groß. Wie groß wirst du? Es kann sein, dass du mittelgroß bist. Möglicherweise ist das Gen für „Kleinsein“, das du von deiner Mutter bekommen hast, aber so stark, dass es sich gegen „Großsein“ durchsetzt – und du klein bist. „Insgesamt ist es aber selten so, dass ein Gen alleine über eine Eigenschaft bestimmt“, sagt Raoul Heller. Für die Augenfarbe sind zum Beispiel viele verschiedene Gene zuständig.

Bruder und Schwester

Wie kann es sein, dass dein Bruder oder deine Schwester so anders aussieht als du? Sie oder er haben den Bauplan ja schließlich von denselben Eltern bekommen. „In jeder Eizelle und Samenzelle wird das Erbgut neu gemischt“, sagt Raoul Heller. Wenn deine Schwester dir überhaupt nicht ähnlich sieht, hat sie wahrscheinlich eine andere Mischung an Erbinformationen erhalten als du.

Kopie kann einspringen

Es hat einen großen Vorteil, dass du zwei Baupläne hast. Es kann nämlich sein, dass eine Genkopie kaputt ist und nicht richtig arbeitet. Dann gibt es in der Regel eine zweite Genkopie, die genau für die gleichen Aufgaben zuständig ist und einspringen kann. „Die meisten Leute kommen damit gut zurecht“, sagt Raoul Heller.

Faktoren von aussen

Trotzdem ist es nicht so, dass die Gene für alles  verantwortlich sind. Auch Faktoren von außen haben viel Einfluss. Ein Beispiel: Gene bestimmen zwar darüber, wie intelligent du bist. Damit du schlau wirst, muss es aber Leute geben, die dich fördern: Menschen, die mit dir Bücher lesen, Filme gucken oder ins Museum gehen, Lehrer, die dich unterstützen. „Man muss das Beste aus dem herausholen, was die Gene einem bieten“, sagt Raoul Heller.

Von Angela Sommersberg

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